Mehr als vier Jahre sind vergangen seit dem letzten FF-Album „Tonight“. Das Warten wurde für Fans in den letzten Monaten geradezu qualvoll, die beiden frühzeitig veröffentlichten Songs stimmten euphorisch, und nun ist sie endlich da, die neue Franz-Ferdinand-Scheibe. Was lernen wir aus ihr? Dass FF nach wie vor am besten laut funktionieren. Sehr laut. Dass sie ihre bewährten Qualitäten nach wie vor in Perfektion beherrschen. Dass trotz allem auch wieder neue Klänge in ihre Musik eingeflossen sind.
RIGHT ACTION: Als Opener und Titeltrack hat man etwas Klassisches gewählt. Bewährte Kost der Schotten mit deftigen Rhythmen, mitjohlbaren Zeilen und nicht weniger mitjohlbaren Gitarrenriffs. Der Sound der Jahre 2004/05 klingt auch heute noch frisch und garantiert jetzt schon tolle Stimmung an kommenden Konzerten.
EVIL EYE: Gleiches Rezept wie der Vorgänger, leider weniger dringlich. Der Jim-Morrison-/Tarzan-Schrei zu Beginn wirft einen direkt hinein in den Klangdschungel, danach geht’s routiniert und repetitiv voran, die „some people“ lösen Verfolgungswahn aus.
LOVE ILLUMINATION: Der Song gewinnt mit Abstand den Preis für bestes Gitarrenriff auf dem neuen Album. Auch das Solo kann sich hören und luftgitarrengniedelnd überall nachrocken lassen. Dass der Refrain wieder einmal schon im Ohr klebt, bevor er überhaupt zu Ende ist, versteht sich quasi von selbst. Der rockig-aggressivste Song auf Right Thoughts, vielleicht auch der beste.
STAND ON THE HORIZON: Nach messerscharfen Gitarren nun ein sanfterer, beschwingter Mitwippsong. Kennt man. Gibt’s nd braucht’s auf jedem FF-Album („Auf Achse“, „Walk Away“, „Twilight Omens“,..). Extrem locker, dabei aber mit viel Präzision gespielt. Das instrumentale Zwischenspiel und das folgende A-Cappella-Outro fügen sich perfekt in den Song ein.
FRESH STRAWBERRIES: Ich höre sie schon, die Stimmen, die dem flotten Popsong hier das Etikett „beatlesque“ anhängen wollen. „Beatlesque“ heisst ja „Popmusik, wie sie jede Band in den Sechzigern gemacht hat“. Und tatsächlich klingen diese frischen Erdbeeren nach Popmusik, wie sie jede Band in den Sechzigern gemacht hat. Zumindest im grandiosen Refrain. Auch Freunde von Elephant-Six-Bands werden das hier abzufeiern wissen. Und überhaupt. Mir fällt nicht viel zu dem Song ein. Einzig, dass er der beste auf dem Album ist.
BULLET: Vorsicht, es wird wieder aggressiv! Heftiger Garagenpunk, rücksichtslos und schnell, ohne dabei das Gespür für Melodie aufzugeben. Die Gitarrenläufe lassen alte Libertines und Konsorten anklingen, der Refrain hat sogar etwas von ELO. Aber hört mir auf mit den ewigen Vergleichen. Das ist und bleibt ungefilterter Franz’n’Ferdinand’n’Punk’n’Roll. Jawoll.
TREASON! ANIMALS.: Furchtbar penetranter Keyboardriff hier. Erstaunlicherweise aber überhaupt nicht störend, dazu ist der Song einfach zu gut. Weshalb sich Alex nun als König der Treason Animals bezeichnet, bleibt rätselhaft, genauso die düsteren Facetten die unsere Lieblings-Partyrocker hier offenbaren. Aber auch das beherrschen sie, und wie schon gesagt: Der Song glänzt in jeder Hinsicht. Sicherlich auch einer der besten auf dem Album.
THE UNIVERSE EXPANDED: Die penetranten Keyboards haben sie gleich mitgenommen, nur reicht es hier nicht mehr für einen guten Song. So leid es mir tut: Dieser Song ist selbst dann, wenn der typische FF-Shuffle einsetzt, nicht mehr als biederes Mittelmass. Was sie damit wohl bezweckt haben? Wollten sie ihr eigenes musikalisches Universum um einen schlechten Song – ich glaube tatsächlich ihren ersten! – erweitern? Fast scheint es so. Schade.
BRIEF ENCOUNTERS: Es darf wieder gemütlich mitgewippt werden. „Brief Encounters“ hat die Zutaten, nicht aber die Einprägsamkeit eines klassischen FF-Hits. Da gibt es eingängige Melodien, beschwingte Rhythmen, scharfe Gitarren – doch irgendwie hat man den Song gleich wieder vergessen. Schade #2.
GOODBYE LOVERS & FRIENDS: Ein Goodbye zum Schluss. Da sind sie auch nicht die Ersten. Traurig sind sie, dass sie gehen müssen, aber es sei ja nicht das Ende, man solle lachen und so weiter und so fort. Aber mal ehrlich: Nach den letzten drei Songs ist man nicht mehr wirklich traurig, dass es nun zu Ende ist. Schade #3.
FAZIT:
Vier Jahre für zehn Songs. Was soll man da erwarten? Darf man da erwarten, dass wirklich alle zehn grandios sind? Soll man enttäuscht sein, wenn es nun halt eben nur sechs oder sieben sind? Ich glaube nicht, denn auch wenn die letzten drei Songs ungewohnt schwach sind, so vermag der Rest der Scheibe zu überzeugen. Es gibt Hits, heisse Rhythmen, brillante Melodien und alles, was das Fanherz sonst begehrt. Mit letztendlich unwichtigen Abstrichen ist das ein richtig tolles viertes Album geworden! Sechs von sechs!
Zum Selberhören gibt’s das Ganze auf Spotify:
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Bildquelle: http://www.dominorecordco.com/uk/albums/14-05-13/right-thoughts-right-words-right-action
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