Mercury Prize 2014: Wir hören uns die Shortlist an und schätzen wer gewinnt!

Der Mercury Prize (gesponsert von einer Grossbank in England) ist einer der wichtigsten Preise innerhalb der britischen Musikindustrie. Künstler und Bands werden anhand spezifischer Kriterien aus der breiten Masse der Musikschaffenden herausgepickt und anschliessend bewertet. Im Jahr 2014 sind viele Acts dabei, die man vielleicht nicht so gut kennen mag. Umso spannender ist das Reinhören in die viele Musik.

Eines der 12 nominierten Alben: Polar Bear - In Each And Everyone zeigt ein kritzeliger Himmel, in welchem ein überzeichnetes leuchtendes Herz schwebt.

Eines der 12 nominierten Alben: Polar Bear – In Each And Everyone (2014) zeigt ein kritzeliger Himmel, in welchem ein überzeichnetes leuchtendes Herz schwebt.

EINIGE BANDS / KÜNSTLER IM INTERVIEW ZUR „SHORT LIST“ NOMINIERUNG
Hier kann man ein Interview von dem britischen Online Magazin NME sehen. Unter anderem mit Bombay Bicycle Club, FKA Twigs (die eine sehr bemerkenswerte Haarpracht an den Tag legt) und Anna Calvi.

DIE SHORTLIST FÜR „BEST ALBUM OF THE YEAR 2014“; DIE NOMINIERTEN
1. Anna Calvi – One Breath
2. Bombay Bicycle Club – So Long, See You Tomorrow
3. Damon Albarn – Everyday Robots
4. East India Youth – Total Strife Forever
5. FKA Twigs – LP1
6. GoGo Penguin – v2.0
7. Jungle – Jungle
8. Kate Tempest – Everybody Down
9. Nick Mulvey – First Mind
10. Polar Bear – In Each And Everyone
11. Royal Blood – Royal Blood
12. Young Fathers – Dead

UNSER KOMMENTAR ZUR SHORTLIST:
Zugegeben ist uns rund 50 % der Liste kein Begriff. Wir haben uns neuartige, noch nie gehörte Bands wie Polar Bear, GoGo Penguin, Nick Mulvey und East India Youth (die im Albumtitel „TOTAL STRIFE FOREVER“ offensichtlich eine Foals-Anspielung begehen) gegeben. Das Resultat: gar nicht mal so schlecht. Polar Bear machen auf ihrem Album „In Each And Everyone“ (mit einem sehr schönen Album-Cover soll gesagt sein) leicht verstörende Prog-Rock-Jazz-Musik mit seltsamen Instrumenten und komischen Song-Titeln („Lost In Death Pt.2“ / „They´re All Ks and Qs Lucien“ / „WW“ oder „Chotpot“). Nick Mulvey war uns ebenso wenig bekannt – er macht herzergreifenden Folk-Pop mit filigran arrangierten Akustikgitarren und World Music Elementen.

GoGo Penguin besitzen – nebst dem übersüssen Namen – wohl den abweichendsten Stil der gesamten Liste. Sie machen eine schwerverdauliche Mischung aus Ambient (im Lied „Fort“ und „Hopopono“) und Jazz („Garden Dog Barbecue“) und sind immer mit Perkussion und Klavier vorne mit dabei. Musikalisch ist es eine hochstehende Leistung, was die gehenden Pinguine da veranstalten. Die Massentauglichkeit ist fraglich; Potenzial dagegen – wofür, das stellt sich noch heraus – ist reichlich vorhanden. Das Musikvideo zu „Last Words“ ist eine nette Liebesgeschichte, gezeichnet auf grobkörnigem Papier:

East India Youth sind entweder sehr wütend oder einfach auf die Caps-Lock-Taste auf dem Computer gekommen: Alle ihre Songtitel auf ihrem Album „TOTAL STRIFE FOREVER“ sind in grossen Lettern gehalten. East India Youth sind eigentlich eine One-Man-Show bestehend aus William Doyle. Er war früher in einer Indie-Rock Gruppe (Name: Doyle & The Fourfathers), bald aber einmal gelangweilt und versucht sich nun als eigener Act mit elektronischen Elementen. Und wo wir vorhin gesagt haben, dass ALLE LIEDER grossgeschrieben seien, lagen wir falsch. Ein Lied – und dann auch noch auf Deutsch – ist kleingeschrieben: „Hinterland“. Verdammtes Hinterland, Casper lässt grüssen.

Kate Tempest ist eine Sängerin, von der wir oft gelesen haben, jedoch uns nie wirklich mit ihr beschäftigt haben. Deshalb haben wir dies jetzt getan und uns ihr Album „Everybody Down“ angehört. Die Sängerin sieht aus wie ein „Girl Next Door“, ein Mädchen, das keiner Fliege was zuleide tut. Hört man allerdings ihre Musik, hört man rauen, poetischen, tiefgründigen Rap, vorgetragen in tiefstem britischem Englisch. Textverankerte Musik oder sehr theatralische Poesie? In „Lonely Daze“ erzählt Kate eine Geschichte direkt aus dem Alltag. Soziologische Verhältnisse und die Worte, mit Sorgfalt gewählt.

„Pete is young man
Heart full of rain
Eyes full of evenings
Spent in a dream
Grew up in a city where you master your pain
Or you end up numb, not feeling

Becky is a young woman
Heart full of earth
Eyes full of mornings
Spent without sleeping
Grew up in a city where it’s hard to be heard
And nothing really has much meaning (…)“

MERCURY PRIZE: DIE FAVORITEN
Nebst diesen kommerziell kleineren Künstlern und Bands, gibt es natürlich auf gehypte Überflieger-Nominierte. Mitunder gehören dazu: Royal Blood. Ihr Album „Royal Blood“ wird europaweit auf Radiostationen rauf und runter gespielt und die Zwei-Mann-Band aus Brighton wird bereits als die nächsten White Stripes gehandelt. Damon Albarn ist ein weiterer Kritikerliebling und ist mit seinem Album „Everyday Robots“ nominiert. Der Ex-Blur-Kopf hat ein Werk geschaffen, welches hochmelodiös die unsrige medienbasierte Alltagswelt in Frage stellt. FKA Twigs (mit ihrem Album „LP1“) ist daneben hochgradigster Liebling der Presse; sie spielt mit dem Bild, welches andere von ihr haben und abstrahiert dieses in ihrem eigenen Namen. „FKA Twigs“ steht ausgeschrieben für „formerly known as Twigs“. Weiterhin zu den Favoriten gehören wohl Bombay Bicycle Club, welche mit ihrem neuen Album „So Long, See You Tomorrow“ eine luftigere Linie eingeschlagen haben, die uns gefällt. Das Album ist soweit das beste, das sie je produziert haben.

FAZIT:
Die realistischen Gewinner
: FKA Twigs oder Royal Blood (vielleicht noch Jungle)
Die Gewinner der Herzen: Damon Albarn, GoGo Penguin

Schauen wir einmal, ob wir richtig liegen. So weit so gut, falls ihr jetzt noch Lust auf ein wenig Musik habt. Auf der Website des Mercury Price unter  „sessions“ findet man vielerlei Live Konzerte. Unter anderem von Bands wie Wild Beasts, Warpaint, George Ezra, Django Django, Noah & The Whale etc etc. Zum immer wieder anschauen. 🙂
KEEP BUZZIN

2 Antworten zu “Mercury Prize 2014: Wir hören uns die Shortlist an und schätzen wer gewinnt!

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