Track by Track: Arctic Monkeys – AM

Don’t believe the hype! Das neue Arctic-Monkeys-Album ist allerhöchstens halb so spannend, wie die einschlägigen Musikexpertenmagazine es meinen. Bei uns erfährt ihr die Wahrheit und nichts als die bittere Wahrheit über das lauwarme fünfte Album der ehemaligen Klassenbesten aus 2005.

arctic

 

 

Do I Wanna Know?: Hallende Gitarren, dumpfer Bass, schleichendes Tempo, Turner mit lasziver Darbietung.  Staubtrocken klingt das, arid, wüstensandig. Was ja nicht schlecht sein muss. Aber bloss weil sie mit Josh Homme befreundet sind, müssen sie nicht meinen, Stoner Rock sei ihr Hoheitsgebiet. Fader Auftakt.

 

R U Mine?: Schon wieder eine Frage. Diese hier wird etwas nachdrücklicher vorgetragen, gemahnt eher an die besten Zeiten der Monkeys. Der eigentliche Star der Band, Drummer Matt Helders, darf knüppeln was das Zeug hält und ist in guter Form. Immerhin. Dennoch: Auch dieser Song ist nicht wirklich bemerkenswert. Rock-Rock eben.

 

One For The Road: Josh Homme steuert Gesang bei. Hilft nicht viel. Wieder haben wir es mit einem verkrampft lasziven Groove zu tun, der so gar nicht zu passen scheint. Merkwürdig konzeptloser Song, den man als klassisches ‚Zum-einen-Ohr-rein-zum-andern-raus‘ bezeichnen kann.

 

Arabella: Erinnert ihr euch? Die Neunzigerjahre. Nachmittagsprogramm auf ProSieben oder so. Da lief immer Arabella. Ihr wisst schon: die hilflose Frau mit dem Afro, die versucht, wutentbrannte Studiogäste zu zähmen. Toll. Die Sendung war etwa so spannend wie dieser Song, Turners Lyrics ungefähr auf dem Niveau der Talkshow-Dialoge. Ob da Zusammenhänge bestehen?

 

I Want It All: Sturer Riff. Dädndädädä, dädädndädä. Ja, ja, wir habens verstanden: ihr seid mit JH befreundet, ihr mögt Queens of the Stone Age, ihr wollt auch Rockmusik mit Kakteenfeeling machen. Könnt ihr leider nicht. Tiefpunkt erreicht?

 

No. 1 Party Anthem: Hihi, lustig. Weil ja – Party Anthem, ne. Da erwartet man gleich sowas Flippiges, Partymässiges, aber die arktischen Affen haben einen herbe verarscht, haben einen Schritt weitergedacht und klatschen unter diesem Titel stattdessen einen laschen Schleicher hin, eine Ballade fast. Hehehehe. Tiefpunkt erreicht!

 

Mad Sounds: Es geht aufwärts. „Mad Sounds“ hat eine Art Bob-Dylan-Feeling, cirka Phase „Street Legal“, mit der  wabernden Orgel und der sanften Melancholie. Wenn langsam, dann doch eher so. Beginnt jetzt die gute Hälfte des Albums?

 

Fireside: Hört her, hört her! Ansätze von Energie und Spannung. Bill Ryder-Jones (The Coral) schrammelt auf der Gitarre, Tribal-artige Rhythmen werden geklopft, es geht voran, voran. Gut so!

 

Why’d You Only Call Me When You’re High?: Wieder eine Frage. Diesmal eine interessantere und interessanter ist auch der Song. Jetzt haben sie ihn endlich gefunden, den lasziven Groove. Eine sexy Melodie ist auch am Start. Ganz klar ein Highlight.

 

Snap Out Of It: Auch der Song: bockstur. Aber nicht in der pseudo-stonerrockigen Art als wie zuvor, sondern eher klassisch-rockig. Höchstgradig unspektakulär einmal mehr, doch irgendetwas ist an dem Song, das gefällt. Sind es die creepy Keyboardklänge? Ist es die Gitarre im Refrain? Das Piano-Intermezzo? Der sture Beat, der mich als mit Status Quo sozialisiertes Wesen anspricht? Quatsch! Es ist alles zusammen. Ein stimmiger Song.

 

Knee Socks: Josh Homme zum Zweiten. Dieses Mal in einem wesentlich besseren Song. Präzises Drumming, hallende Gitarrenakkorde. Doch, mit etwas Fantasie kann man das als sehr gelungen bezeichnen.

 

I Wanna Be Yours: Man muss es leider zugeben: Man ist froh, ist dies der letzte Song. Was soll ich dazu schreiben? Nur so viel: Ein Song, dessen erste Zeile lautet „I wanna be your vacuum cleaner“…… (zum Selbervervollständigen).

 

That’s it. Zwölf neue Arctic-Monkeys-Songs, wovon gerademal ein Drittel wirklich zu gefallen wissen. Ihr zweites schlechtes Album. Werden sie, wie anno dazumal nach „Humbug“, auch nach diesem Fehltritt noch einmal zu alter Grösse zurückfinden? Zu wünschen wäre es den ehemaligen Klassenbesten.

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Bildquelle: http://pitchfork.com/news/51521-arctic-monkeys-share-new-album-art/

 

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2 Antworten zu “Track by Track: Arctic Monkeys – AM

  1. Puh, harte Kritk mit der ich in den meisten Fällen nicht wirklich konform gehe. Klar ist alles Geschmackssache, verglichen zu anderen ehemaligen Indie-Grössen wie den Kaiser Chiefs oder Bloc Party (Maximo Park vergiss man da oft leicht) ist bei den Affen aus Sheffield (Jaja, ich weiss sie leben in LA) aber eine deutliche Entwicklung und Reifeprozess zu erkennen. Deshalb finde ich die Kritik auch teilweise überzogen. Ich glaube, dass sie sich immer mehr zu einer „man liebt oder hasst sie-Band“ werden. Ist aber eben alles Geschmackssache.

    BG,

    Yannick | The Postie

  2. Stimme dem Punkt zu, dass die Meinungen, die man von den Monkeys hat immer radikaler werden, man liebt oder hasst sie – die Tendenz scheint tatsächlich dahin zu gehen.
    Ob man da auf der neuen Scheibe nun einen Reifeprozess hört oder doch eher Altersmüdigkeit, darüber liesse sich streiten.. 😉

    Liebe Grüsse
    Marino

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